Freie Hochzeit – das Ja zueinander zelebrieren

Heiraten wie, wo und wann man will – das ist der Traum vieler Brautpaare. Die freie Trauung macht diesen Wunsch zur Wirklichkeit. Wir haben Hochzeitsrednerin Sabine John gefragt, was hinter dieser Art der Zeremonie steckt und was den Beruf für Sie ausmacht.

  • News

Heiraten wie, wo und wann man will – das ist der Traum vieler Brautpaare. Die freie Trauung macht diesen Wunsch zur Wirklichkeit. Wir haben Hochzeitsrednerin Sabine John gefragt, was hinter dieser Art der Zeremonie steckt und was den Beruf für Sie ausmacht.

speichernSabine John sieht ihren Beruf als Berufung. Foto: Sabine John
Sabine John sieht ihren Beruf als Berufung. Foto: Sabine John

Zankyou: Was hat es mit der so genannten freien Trauung auf sich?

Werbung

Sabine John: „Eine starre Zeremonie und strenge Regeln – viele Brautpaare können sich mit den traditionellen Hochzeitszeremonien in Kirche oder Standesamt nicht so richtig identifizieren. Die Paare wollen das Ja zueinander zelebrieren und eine feierliche Zeremonie mit ihren Gästen erleben. Das Standesamt allein ist vielen zu amtlich, die Kirche oft keine Option, weil die Paare entweder nicht kirchlich heiraten wollen oder können. Da ist die freie Trauung eine gute Alternative.“

Welche Paare entscheiden sich für eine freie Trauung?

„Meine Brautpaare sind alle sehr unterschiedlich: von Anfang zwanzig bis Ende fünfzig – von Studenten bis Unternehmern. Ich hatte Paare mit großem Altersunterschied und auch gleichgeschlechtliche Paare – es sind wirklich alle Gruppen von Menschen vertreten.“

Und wie kann man sich die freie Trauungszeremonie vorstellen?

„Das hängt ganz von den Wünschen des Brautpaares ab. Sie entscheiden über Zeit, Ort und Ablauf.“

Haben Sie auch schon richtig ausgefallene Sachen erlebt? Hochzeiten im Mittelater-Outfit oder mit Ritualen aus anderen Kulturen?

„Nein, solche außergewöhnlichen Trauungen hatte ich bisher noch nicht. Ich denke, da muss man sich auch gut mit den jeweiligen Gegebenheiten auskennen. Die wirklich ungewöhnlichen Anfragen die ich mal bekommen habe, nahm ich nicht an. Wenn zwei Frauen ein und denselben Mann im Swingerclub heiraten wollen, sage ich Nein. Irgendwo ist für mich schon eine persönliche Grenze. Die Paare die bei mir landen, sind in dieser Hinsicht eher „gewöhnlich“ – wenn man das so sagen kann. Sie legen eher Wert auf eine schöne Location oder außergewöhnliche Deko. Der Ablauf der Zeremonie ist recht traditionell mit der Übergabe der Braut, meiner Ansprache, dem Eheversprechen und dem Ringwechsel. Der Schwerpunkt liegt bei mir eindeutig in der Zeremonie und nicht im Event. Ausgefallene Sachen wie Hochzeiten unter Wasser oder im Klettergarten gibt es durchaus, aber bisher noch nicht bei mir.“

speichernAusgefallene Locations und hübsche Dekoration - darauf legen die meisten Brautpaare Wert. Foto: Sabine John
Ausgefallene Locations und hübsche Dekoration – darauf legen die meisten Brautpaare Wert. Foto: Sabine John

Egal ob ausgefallen oder traditionell – die Brautpaare müssen wissen, dass die freie Trauung den Weg zum Standesamt nicht ersetzt, richtig?

„Genau, die freie Zeremonie ist rechtlich nicht anerkannt. Wer auch vor dem Gesetz als Eheleute behandelt werden möchte, muss in jedem Fall zum Standesamt. Viele Paare machen das direkt vor der freien Trauung und schließen die Zeremonie samt Feier direkt an. Andere heiraten schon einige Tage vorher oder auch einige Tage danach am Standesamt.“

Wie kann man sich denn den Job als Hochzeitsrednerin vorstellen?

„Wie es schon der Name sagt, bin ich für die Rede während der freien Trauung zuständig. Daneben führe ich auch durch den Rest der Zeremonie. Mir ist es bei der Rede, die ich für das Brautpaar schreibe wichtig, nicht nur ‘oberflächlich’ auf die Beziehung zu schauen, sondern vielmehr in die Tiefe zu gehen. Quasi an das Fundament der Beziehung – dorthin, wo die wahren Gefühle, Gedanken, Werte und Wünsche verborgen liegen. Auf diese Art kann ich dem Paar wichtige Sichtweisen mit auf den Weg geben, die auch dazu dienen können, all das, was bereits vorhanden ist, weiter auszubauen und zu festigen.“

speichernDie Hochzeitsrednerin in Aktion. Foto: Sabine John
Die Hochzeitsrednerin in Aktion. Foto: Sabine John

Und wie schaffen Sie das?

„Das geht natürlich nicht, ohne das Brautpaar zu kennen. Deshalb gibt es insgesamt drei Vorgespräche. Diese finden in der Regel beim Brautpaar zu Hause statt. So bekomme ich einen besonders persönlichen Einblick in das Leben des Paares. Beim ersten Treffen geht es zunächst darum, sich kennen zu lernen und zu sehen, ob die freie Trauung das Richtige für das Paar ist und natürlich auch um zu sehen, ob ich die Richtige für das Paar bin. Im Anschluss gibt es ein Vorbereitungsgespräch. Dieses dauert in der Regel 3 bis 4 Stunden, einmal bin ich aber auch schon 7 Stunden bei einem Paar gesessen.“

7 Stunden – das klingt ganz schön anstrengend.

„Naja, das ist kein Businessmeeting sondern mehr wie ein nettes Zusammensitzen unter alten Freunden, die sich nach langer Zeit wieder sehen und erzählen was in den letzten Jahren so passiert ist. Bei diesem zweiten Treffen sammle ich viele wichtige Informationen für die Rede und wir besprechen den Ablauf der Zeremonie. Beim letzten Treffen – rund 4 Wochen vor dem Termin – gibt es noch ein Detailgespräch am Ort der freien Trauung.“

Kennen die Brautpaare den Inhalt der Rede?

„Nein, ich gebe die Rede Vorab nicht weiter. Deshalb ist es besonders wichtig, dass ein bestimmtes Vertrauensverhältnis vorhanden ist. Auf der anderen Seite gibt es Redner, die klar sagen: ‘Ich hab drei Arten von Lückentext, suchen sie sich den Schönsten aus, ich setze die Daten ein.’ Das möchte ich auf keinen Fall, mir geht es um die Tiefe.“

Was sagen denn die Paare dazu, dass Sie mit Ihrer Rede sozusagen überrascht werden?

„Den meisten Paaren ist das klar. Sie sagen, sie würden es komisch finden, die Rede schon vor dem großen Tag zu kennen. Sie wissen, welche Informationen die Basis für die Rede sind, aber den genauen Inhalt im Vorab zu lesen, hat sich bisher noch nie jemand gewünscht. Ich glaube es wäre seltsam, eine Rede zu lesen. Lesen ist nämlich das Eine, die Rede vorzutragen das Andere. Im Nachhinein können die Paare die Rede natürlich gerne haben, es ist ja schließlich auch eine schöne Erinnerung.“

Und wie reagieren die Paare auf Ihre Rede?

„Bisher durchweg positiv. Oft habe ich gehört: ‘Wow, das hätten wir uns nicht so vorgestellt.’ Tränen der Rührung und Momente in der Rede, in denen gelacht oder zumindest geschmunzelt wird, sind keine Seltenheit.“

Mit welchen Kosten muss man denn für so eine Rede rechnen?

„Das ist je nach Redner und freien Theologen bzw. Art der Zeremonie total unterschiedlich. Diese sogenannten Lückentexte gibt es meines Wissens nach schon um die 400 Euro. Eine Zeremonie mit individueller Rede, so wie sie von den meisten Traurednern angeboten wird, liegt bei ca. 700 –1000 Euro. Nach oben hin ist das Spektrum offen, es kommt immer darauf an, was für einen Aufwand die Zeremonie mit sich bringt.“

speichernFreie Trauungen werden immer öfter gewünscht. Foto: Sabine John
Freie Trauungen werden immer öfter gewünscht. Foto: Sabine John

Wie sind Sie persönlich zur Hochzeitsrednerin geworden?

„Vor meiner Tätigkeit als freie Rednerin, habe ich drei Jahre lang Hochzeiten geplant. Als mich ein Paar dann gebeten hat, ihre Trauzeremonie zu machen, habe ich entdeckt, dass das Reden genau das ist, was ich schon immer machen wollte. Ich kann durchaus sagen, dass es für mich eine Berufung ist. Jetzt widme ich mich diesem Bereich zu hundert Prozent. Meine Erfahrung als Hochzeitsplanerin erlaubt es mir natürlich, den Paaren wertvolle Tipps zu geben, aber um Organisation und Planung kümmere ich mich nicht mehr. Mit 70 Reden in diesem Jahr hat sich das Reden vorbereiten und halten für mich zu einem echten Fulltime-Job entwickelt.“

Wollen Sie mehr über Sabine John erfahren? Besuchen Sie ihren Eintrag im Zankyou-Branchenbuch.

Werbung

Willst Du immer auf dem neuesten Stand sein?

Newsletter abonnieren

Kommentieren

Zankyou Hochzeitstisch. Erhaltet den geschenkten Geldbetrag auf Eurem Konto!